Es ist mir nicht leicht gefallen, mich als erfolgreicher IT-Unternehmer zu «outen». Das Feedback darauf war auch vor allem kritisch bis negativ, z.B. «Herr Arnold, sind Sie ein Angeber?»
Warum ich es dennoch tat – und was ich damit bezwecken möchte:
Der Mangel an Fachkräften wird sich in der Informatik besonders zuspitzen. Die ganze Welt wird «informatisiert», vom Staubsauger über die Zahnbürste bis hin zum Motorradhelm. Es braucht Heerscharen von Informatikern, schon jetzt und in der Zukunft noch viel mehr.
Das Berufsbild des Informatikers ist häufig noch das eines nickelbrillentragenden «Nerds», der wenig gesprächig und noch weniger gepflegt in dunklen Kammern vor mehreren Computerbildschirmen sitzt und eher spielt als arbeitet.
Reichtum als Werbemittel?
Aus diesem Grund haben sich in St. Gallen über 35 IT-Unternehmen in der Initiative «IT St. Gallen rockt» zusammengetan, um unter anderem ein attraktives Berufsbild des Informatikers in die Breite zu tragen. Wir wollen mehr Berufswählende für die Informatik begeistern. Die diesjährige Ostschweizer Bildungsausstellung hat «Informatik» zu ihrem Schwerpunktthema gewählt.
Um einen pointierten – und zugegebenermassen polarisierenden – Kontrapunkt zu dem vorherrschenden Berufsbild zu setzen, habe ich für meinen Vortrag an dieser Messe den Titel «Mit Informatik zum Millionär» gewählt. Das war – wie erwartet und erhofft – ein gefundenes Fressen für die Medien und kam sogar in den schweizweiten Radionachrichten. Dort jedoch noch weiter zugespitzt zu: «Der Verein der IT-Millionäre macht Werbung für die Branche».
Ziel oder Konsequenz?
Das Feedback selbst aus den eigenen Reihen war gelinde gesagt kritisch. «Wir wollen nicht die Kohle in den Vordergrund stellen», «Informatiker sind nicht durch Geld motiviert, sondern ob ihre App in den Download-Charts weit oben ist», etc.
Ich bin der Meinung, wenn Reichtum ehrlich erworben wurde, durch harte Arbeit, Eingehen von persönlichem Risiko, Durchhaltevermögen, Überwinden von Hindernissen und Widernissen, Überzeugungskraft und natürlich auch viel Glück, dann ist Reichtum die Konsequenz und ein Gradmesser von tatsächlich geschaffenen Werten: Eine Zahnbürste, die uns hilft, unsere Zähne besser zu pflegen. Ein Staubsauger, der vielen Haushalten ermöglicht, sich eine «Reinigungshilfe» zu leisten. Ein Helm, der Motorradunfälle verringert.
Es ist wichtig, jungen Leuten zu zeigen, dass man nicht nur durch das «Abzocken» anderer Leute oder durch unethisches Verhalten reich werden kann, sondern auch durch ehrliche Arbeit in einer zukunftsträchtigen Branche. Und auch den Eltern von Berufswählenden, dass man durchaus auch ausserhalb von Banken und Beratung ein gutes Einkommen erzielen kann – und dass sie ihre Kinder unterstützen sollen, wenn diese vor Computern sitzen. Natürlich verkürzt der Titel die Zusammenhänge – aber hätten Sie sonst diesen Blog gelesen?
p.s. Von dem 2012 erlösten Geld aus dem Unternehmensverkauf habe ich ca. 20% gespendet und ca. 60% in andere Start-ups investiert.